Zweiter smartIBK Workshop

smarte Quartiere, smarte Gebäude und smartes Wohnen

© Jakob Winkler

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Der zweite Workshop mit den sechs smartIBK-Schulen fand im Campagne-Areal in der Reichenau statt, und zwar aus einem ganz bestimmten Grund: Dort wird ein bemerkenswertes smartes Stadtentwicklungsprojekt von den Wohnbauträgerinnen Innsbrucker Immobiliengesellschaft und Neue Heimat Tirol realisiert.

Was macht ein Gebäude schlau? Welche technischen Lösungen sind in schlauen Gebäuden umgesetzt? Was ist Wärmedämmung? Und: Wie können wir smarte Gebäude bestmöglich nutzen und selbst schlau wohnen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich rund 140 Schüler und Schülerinnen während des Programms.

Für den smartIBK Gebäudeworkshop stellte Clemens Maaß (Leiter Stadtteiltreff Reichenau, ISD) die Räumlichkeiten des Stadtteiltreffs zur Verfügung. Leandra Jänicke und Markus Elender (beide IIG) boten den Schülerinnen und Schülern im Rahmen einer Führung durch das "Campagne Areal" interessante Einblicke in smarte Quartiersentwicklung.

Vielen Dank an die Drei!

3 Programmpunkte

Bevor es mit den eigentlichen Programmpunkten losging, riefen wir uns nochmals vom Einstiegsworkshop ins Gedächtnis, was für uns überhaupt eine schlaue Stadt ist.

building covered in plants

Photo by Victor on Unsplash

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Eine schlaue Stadt...

"... ist grün, emissionsfrei und lebensfroh. Die Bedürfnisse von den Bewohner:innen stehen im Zentrum, und die Ideen junger Menschen werden bei der Planung berücksichtigt. Eine smarte Stadt bietet Lösungen für die Probleme, die wir Kinder wahrnehmen."

Diese Definition für schlaue Städte kann auch für smarte Gebäude verwendet werden. Wir wollten es noch genauer wissen:

Ein smartes Gebäude...

... erzeugt seine Energie selbst, beispielsweise durch Solarpanele einer Photovoltaik-Anlage oder eine Grundwasserwärmepumpe.

solar panels on gray metal frame under blue sky during daytime

Photo by Istvan Hernek on Unsplash

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... weist einen geringen Energieverbrauch auf, der durch die richtige Dämmung des Gebäudes, energiesparende technische Ausstattungen oder beispielsweise 3-fach-verglaste Fenster erreicht werden kann.

... ist über kurze Wege mit vielen wichtigen Zielen verbunden und gut erreichbar. Wenn z.B. Lebensmittelgeschäfte, Kindergarten/-krippe/Schule, Bus- oder Straßenbahnhaltestellen vor Ort sind, können viele Autokilometer eingespart werden.

... bietet vor allem eine hohe Lebensqualität und Sicherheit – mit guter Luft, Grünflächen, Spielplätzen, Gemeinschaftsräumen.

white and blue house miniature

Photo by Phil Hearing on Unsplash

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building covered in plants

Photo by Victor on Unsplash

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Drei Aktivitäten standen am Programm des Workshops:

1. Führung durch das Campagne-Areal mit Leandra Jänicke und Markus Elender (IIG)

Photo by smartIBK

2. Experimente mit der Wärmebildkamera

Photo by smartIBK

3. Quiz ,,Smartes Wohnen''

Photo by smartIBK

1.      Führung durch das Campagne-Areal mit Leandra Jänicke und Markus Elender (IIG)

Die Wahl des Campagne-Areals als Veranstaltungsort für unseren Workshop hatte einen besonderen Grund: Beim Bau der vier Gebäude des Areals wurden viele wichtige Merkmale smarter Gebäude umgesetzt. Leandra Jänicke und Markus Elender von der Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG) nahmen die Kinder mit auf eine Führung durch das Areal.

Los ging’s gleich bei einem sehr zentralen Ort – dem Spielplatz. Dieser wurde nicht „einfach so“ gestaltet, sondern die jungen Bewohner:innen des Areals hatten in Workshops schon vor Baubeginn die Möglichkeit, ihre Ideen und Wünsche einzubringen.

Generell merkt man beim Rundgang durch das Quartier (Außenflächen und Gebäude), dass ein großes Augenmerk auf die Wohnqualität der Bewohner:innen gelegt wurde. So gibt es beispielsweise neben Gemeinschaftsräumen, die kostenfrei durch die Bewohner:innen genutzt werden können, auch drei Dachterrassen. Die Dachterrassen sind dabei nicht nur Aufenthaltsräume, sondern können von den Bewohner:innen auch zum Pflanzen- und Gemüseanbau (Hochbeete) genutzt werden. Da Wohnraum zunehmend knapper wird, sind solche Gemeinschaftsflächen drinnen und draußen besonders wichtig.

Nach einem kurzen Abstecher durch den Müllraum der Anlage staunten die Kinder nicht schlecht über die großen Fahrradräume, welche Stellplätze für ca. 600 Fahrräder bieten. Anschließend führte der Weg hoch hinaus über eine Brücke von einem Gebäude zur Dachterrasse des nächsten Gebäudes. Eine solche Brücke zur Verbindung der Gebäude ist die einzige ihrer Art in Innsbruck und stellte die Expert:innen der IIG beim Bau durchaus vor Herausforderungen. Oben angekommen erfuhren die Kinder noch, dass es ganz im Sinne eines „schlauen Gebäudes“ auf einigen Dächern Photovoltaikanlagen (Solar) zur Stromerzeugung gibt und die Dächer so weit möglich begrünt wurden, also mit Pflanzen bewachsen sind.

Nach diesem „Höhepunkt“ der Führung (im wahrsten Sinne des Wortes) ging es ganz nach unten ins Kellergeschoss zum Technikraum des Areals. Der Weg führte dabei auch durch die Tiefgarage – durch welche das Areal fast zur Gänze auto- bzw. verkehrsfrei gehalten wird, ein smarter Schachzug sozusagen! Angekommen im Technikraum erklären die beiden Techniker Andi & Andi, wie die Wärmeversorgung des Areals funktioniert. In den Wohnungen selbst gibt es Fußbodenheizungen, die Wärme kommt von so genannten Grundwasserwärmepumpen. Das Warmwasser wird durch Fernwärme aufbereitet. Ganz schlau dabei: Zum Erwärmen des Wassers wird Abwärme (= „Restwärme“) aus der Industrie verwendet. Und auch der Technikraum an sich ließ so manch eine:n staunen: Auf engsten Raum sind eine Vielzahl an Rohren und Leitungen installiert und mit silber-glänzendem Dämmmaterial isoliert, damit die Wärme nicht verloren geht.

Am Ende führte der Rundweg noch vorbei an der Kinderkrippe. Diese ist ein gutes Beispiel dafür, wie am Campagne-Areal versucht wird, den Bewohner:innen kurze Wege zu ermöglichen. Auch die Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten direkt vor Ort tragen zum „Kurze-Wege-Konzept“ bei.

Insgesamt kann man also sagen: Ganz schön schlau, wie das Campagne-Areal mit und für die Bewohner:innen gestaltet wurde! 

Steckbrief Campagne-Areal:

  • Nachhaltige Energieversorgung, geringer Energieverbrauch:
  • Wohnungen werden mit Grundwasserwärmepumpen geheizt
  • Warmwasser aus der Abwärme der Tirol Kliniken
  • Solarpanele (Photovoltaik)
  • Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung
  • Alles, was die Bewohner:innen brauchen, ist vor Ort:
  • Geschäfte
  • Kinderkrippe
  • Sport- und Spielplätze
  • Dachgarten mit Hochbeeten
  • Park
  • Bushaltestelle
  • Stadtradverleih in der Umgebung
  • Freiräume und Innenhöfe für alle

Besonders schlau war es, dass die Bauträgerinnen die Bevölkerung bzw. die zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner in der Gestaltung ihres Lebensraumes mit einbezogen haben.

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2.      Experimente mit der Wärmebildkamera

Dicke Kleidung, Mütze, Schal – das sind unsere ständigen Begleiter, wenn wir in den Wintermonaten nach draußen gehen. Doch wie kann ein Gebäude vor Kälte und Wind geschützt werden? Um diese Frage zu beantworten schauten wir uns verschiedene Dämmmaterialien an. Es gibt sie in vielfältiger Ausführung. Mit Dämmplatten aus Styropor beispielsweise werden die Fassaden von Gebäuden eingepackt, damit die Raumwärme nicht nach außen abgegeben und verloren geht. Die Schüler:innen konnten verschiedene Materialien in die Hand nehmen und genauer inspizieren.

Wie gut ein Gebäude gedämmt ist, kann man mit einer Wärmebildkamera untersuchen. Dazu machen Wissenschaftler:innen Fotos von Gebäuden im Winter bevor Sonnenaufgang, damit Wärmequellen von außen, wie z.B. die Sonne, die auf die Hausmauer scheint, das Bild nicht verfälschen. An Wärmebilder von Gebäuden erkennt man, an welchen Stellen mehr oder weniger Wärme abgegeben wird.

Eine Wärmebildkamera kann Wärme (als sogenannte Infrarotstrahlung) in Farben übersetzen. Gemeinsam testeten wir zwei Modelle aus. Unser Körper eignet sich hervorragend als Untersuchungsobjekt. Gut durchblutete Stellen, wie die Wangen oder Lippen werden rot oder weiß dargestellt. Körperstellen, die durch Kleidung isoliert werden, erscheinen auf den Kameras dunkel.  

Wir untersuchten die Durchlässigkeit verschiedener Materialien für Infrarotstrahlung. Glas zum Beispiel ist zwar durchlässig für sichtbares Licht, Infrarotstrahlung, also Wärme, lässt Glas aber nicht durch. Daher ist zum Beispiel die Augenpartie von Brillenträger:innen am Infrarotbild komplett dunkel. Ohne Brille sind diese Stellen rötlich, was die Vermutung nahelegt, dass die Gläser der Brille die Wärmestrahlung „schlucken“.

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3. Quiz ,,Smartes Wohnen"

Technik ist nicht alles – Richtig smart wird ein Gebäude, wenn die Menschen, die in ihm wohnen, es clever nutzen. Wir selbst haben es mit unserem Verhalten in der Hand und können den Energieverbrauch in unseren Wohnungen reduzieren. 

Anna leitete eine ,Diskussionsrunde‘ zum Thema wie verhalte ich mich schlau zu Hause, bei der die Kinder sensibilisiert wurden, wie sie zu Hause schlau mit ihren Ressourcen umgehen können.

Jedes Kind erhielt zunächst eine vorbereitete Themenkarte, die es vorstellte und ergänzte, wobei Anna zusätzliche Erläuterungen gab. Dies führte oft zu lebhaften Diskussionen unter den Teilnehmer:innen.

Anschließend wurde ihr Wissen mit einem Quiz zum Thema "schlaues Wohnen" überprüft. Zur Kontrolle konnten sie mit einem selbstgebauten Stromkreis, der mit Hilfe von Solarpanelen betrieben war, ihren Wissensstand kontrollieren.

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Sam Hunter

Sam Hunter

Kaori Shelley

Kaori Shelley

Nick Banks

Nick Banks

Ausblick

woman using gray binoculars

Photo by Chase Clark on Unsplash

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Der Workshop endete mit einem Ausblick über die im Schuljahr noch anstehenden Programmpunkte. Im April und Mai treffen wir uns am neu gestalteten Messepark um uns anzusehen, wie smarte Stadtplanung funktionieren kann.

Wir freuen uns euch alle wiederzusehen!